Der Hottenstein - Das Wahrzeichen von Langenholzen

Im Gemeinschaftsleben unseres Dorfes hat seit uralten Zeiten der Dorfplatz am Hottenstein – zu allermeist hierzulande Thie geheißen – eine grundlegende Rolle gespielt. Was Haus und Hof für die Familie bedeuten, war der Thie für das Leben in der Gemeinhaft aller Dorfbewohner.

Nahe daneben, nur durch die Dorfstraße getrennt, erhebt sich die uralte Kirche. Sie hatte für den religiösen Bereich die notwendige Fürsorge zu tragen.

Unser Dorfplatz, beschattet von zwei mächtigen Kastanien, trägt inmitten einen Malstein, den man seit langem als Hottenstein bezeichnet. Dort waltete seit den Tagen der Gründung von „Holthusen“ der Bauermeister. An bestimmten Tagen des Jahres trafen sich die Männer des Dorfes zum Bauernding zusammen, um zu beraten, zu schlichten und zu beschließen; Grenzstreitigkeiten wurden geregelt, Verwarnungen und Rügen erteilt.

Im 12. und 13. Jahrhundert haben die Landesherren - in unserem Fall der Bischof von Hildesheim - grundherrschaftliche Forsten zum Roden freigegeben, um landwirtschaftliche Nutzflächen zu gewinnen. Ziel dieser Maßnahme war es, die Abwanderung der Bevölkerung nach Osten zu verhindern und neue Einwanderer anzuziehen. Dabei wurden neue Dörfer gegründet, wie z. B. Sack, Rott, Marienhagen, Capellenhagen, aber auch bestehende durch Rodungen erweitert. Zu diesen gehört auch Langenholzen, das damals noch „Holthusen“ hieß. Holthusen ist von Holt (Holz=Wald) und Husen (Häuser) abgeleitet und bedeutete einfach nur „Häuser im Wald“.

Nach Feierabend versammelten sich die Anlieger zum Klön, besprachen Freuden und Sorgen des Alltags und die Jugend fand sich zum fröhlichen Spiel und Tanz unter den alten Linden, die ehedem hier standen, zusammen.

Auch die Dorffeste hatten hier ihre Stätte. Man schlug zu Ostern den Ball, tanzte am „Alen-Maidag“ um den Baum, richtete den Erntekranz auf, am Altjahrsabend erscholl das Peitschenknallen und im fröhlichen Mummenschanz verbrannte man am „Faselabend“ den Strohkerl (der Winter), um dadurch dem Frühling den Weg freizumachen.

Der Hottenstein Hottenstein auf dem Burghof 1955
Um einen Steintisch, den der Volksmund als Hottenstein bezeichnet, gehen Sagen aus Urväterzeiten. Aus welchem Grunde der Platz um den Hottenstein heute Burghof genannt wird, ist nicht ersichtlich. Eine Burg hat hier niemals gestanden, dass aber an verschiedenen Orten der der Dorfplatz „Spielburg“ geheißen wird, soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.

Einst sei, so erzählten die Alten, die Buntsandsteinplatte als lästiges Steinchen von einem Riesen, der über Land ging und hier rastete, aus dem Schuh geschüttelt. Er trug mit einem Kameraden auf einer goldenen Bahre die Schulenberger KapelIe durch das stille Warnetal zum Holzer Berge.

In Notzeiten hat irgendein Reicher – war es ein Bauer, war es die milde Hand des bischöflichen Landesherrn? Wir wissen es nicht – für die Ärmsten unseres Dorfes eine Stiftung vollzogen. Sie ist als Verpflichtung an den Vollmeierhof, das jetzige Gut, gebunden gewesen. Am Hagelfeiertage, so bestimmte es das Vermächtnis, wurde den Kindern der Armen in einer großen Schüssel der „Hotten“ gereicht. Eine Magd des Vollmeierhofes setzte diesen auf den Steintisch nieder und die löffelbewaffnete Jugend hatte die Schüssel zu leeren. Das köstliche Mahl, dessen Rezept verloren ging, wurde aus Schafmilch hergestellt. Für die Knaben wurde darüber hinaus, so bestimmte es einst der Stifter, ein großer Schafkäse gegeben, den eine Magd auf der Steinplatte zu Streifen zerschnitt und an die sich drängende Jungenschar verteilte.

Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde die VerpfIichtung des Vollmeierhofes abgelöst und die Zinsen des dafür hinterlegten Kapitals zum Ankauf von Stuten (süßes Weißbrot) gebraucht, das man an die Kinder verteilte. Die Inflation nach dem Ersten Weltkriege hat 1923 das Kapital der Stiftung zur Auflösung gebracht und fast schon ist der alte Brauch des Hottenschmauses der Jugend am Hagelfeiertage vergessen.

Fritz Albes, aus der Dorfchronik 1955
Der Hottenstein Der Hottenstein

Die Sage vom Hottenstein

Die Schulenberger Kapelle, auch kurz „Schulenkirche“ genannt, stand einstmals dort, wo jetzt das Dorf Schulenberg an der Leine liegt. Zwei Riesen (daher Hünenkirche) haben sie auf einer goldenen Bahre fortgetragen. Als sie mit der Kapelle an die Leine kamen, rief der Vordermann dem Hintermann zu: „Schriehe´n betten wieher; hier is sua ne lüttje Riehe!“ (Schreite ein bisschen weiter; hier ist so eine kleine Rille (Bach)!) und damit schreiten sie über die Leine und kamen bis Langenholzen.

Dort merkt der eine in seinem Schuh ein Sandkörnlein und als er es ausschüttet ist es ein Kieselstein von 5 Fuß Länge, 3-4 Fuß Breite und 1 Fuß Dicke. Der Stein ist noch auf dem sog. Burghof in Langenholzen zu sehen und heißt jetzt Hottenstein, weil dort alljährlich an die Schuljugend die sog. „Hotten“ (Suppe mit Klößen, Schafskäse und Brot) verteilt wurde.

Nachdem der Riese sich des „Sandkorns“ entledigt hat, tragen sie die Kapelle weiter. Am Holzer Berg (östlich von Langenholzen, in der Nähe von Sack) wollen sie aber ausruhen. Sie setzen die Bahre nieder. Sofort versinkt sie in den Erdboden. Alle Bemühungen, sie wieder zu heben, sind umsonst. So müssen sie die Kapelle stehen lassen und von dannen gehen. Darum heißt sie bis auf den heutigen Tag die Schulenberger Kapelle oder die Hünenkirche.

Aus „Hödeken“, Sagen und Erzählungen aus dem Leinebergland, Monika und Gerhard Kraus